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Ausgabedatum: 24.02.2020. Werte: 12,00 & 27,00 DKK. Nummer: FO 926-927. Briefmarkenformat: 30,0 x 42,0 mm. Künstlerin: Sigrun Gunnarsdóttir. Drucktecknik: Offset. Druckerei: Cartor Security Printing, Frankreich. Gebührensatz: Kleinbriefe auf den Färöern 0-50 gr. und Grossbriefe auf den Färöern 101-2500 gr.

Kunst: Sigrun Gunnarsdóttir - Satz unt. 4-Blöcke pfr

Sigrun Gunnarsdóttir hat als professionelle Künstlerin ihre ganz eigene charakteristische Bilderwelt entwickelt.

Ausgabedatum: 24.02.2020
Artikelnr.: PPC030220
Wert: 156,00


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Kunst: Sigrun Gunnarsdóttir
Die Künstlerin Sigrun Gunnarsdóttir wurde 1950 auf Eiði geboren. Dort wuchs sie auf, dort nahm ihr Interesse an der Malerei bereits in der Kindheit ihren Anfang, und dort hat sie als professionelle Künstlerin ihre ganz eigene charakteristische Bilderwelt entwickelt.

Sigrun Gunnarsdóttirs Bilder sind einfach und komplex zugleich, auf ihre stille Art kommunizieren sie mit uns und regen uns zum Nachdenken an. Sie arbeitet mit allem, was mit Menschen zu tun hat, und ihre Bilder stellen allerlei existentielle Fragen. Sigruns Motive stammen u. a. aus Märchen, aus der Verbindung zwischen den Generationen, aus Grönland und aus allgemein bekannten und persönlichen Geschichten.

Ihre ersten Werke zeigen deutlich, dass sie das naturalistische Handwerk beherrscht, doch Mitte der 90er Jahre wendet sie sich einer symbolischen Bilderwelt mit einer einfacheren Ausdrucksweise zu, die auch surrealistische Züge haben kann. Eine charakteristische Bilderwelt, die sie seitdem fortwährend weiterentwickelt hat. Sie lässt das Motiv vor ihren Augen los und malt aus ihren Gedanken heraus.

Das Interesse am Malen begleitet Sigrun Gunnarsdóttir seit ihrer Kindheit. Große Bedeutung hat hierfür auch gehabt, dass sie mit den Werken und Geschichten ihres Großvater Niels Kruse (1871 - 1953), des ersten färöischen Landschaftsmalers, aufgewachsen ist. Sigrun hat immer gewusst, dass sie Künstlerin werden wollte, und wurde von zu Hause auch darin unterstützt. 1971 zog sie als 21-Jährige nach Kopenhagen, um dort von 1971 bis 1973 auf die Kunstschule Glyptotekets Tegneskole zu gehen, wo sie von Robert Askou Jensen unterrichtet wurde. Dieser forderte sie auf, sich an der Königlich Dänischen Kunstakademie zu bewerben, die sie nach ihrer Aufnahme von 1973 bis 1980 besuchte. Zu ihren Professoren gehörten u. a. Wilhelm Freddie und Sven Dalsgaard. 1980 ließ sie sich auf Eiði nieder, wo sie auch heute noch ihr Atelier hat.

Im Laufe ihrer Karriere kann Sigrun Gunnarsdóttir auf zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen zurückblicken. Ihre Bilder kommen weit herum, außer in Skandinavien wurden sie u. a. in der T.A.G. Gallery in New York, im Sunshine International Museum in Beijing und in der JARFO Art Gallery in Kyoto ausgestellt. 2018 präsentierte Færøernes Kunstmuseum ihre erste Retrospektive. Außerdem hat sie Kunstwerke für Kirchen und öffentliche Gebäude auf den Färöern geschaffen.

Zwei Mütterporträts
Auf dem ersten Bild, Mutter Teresa auf Eiði (2019), sehen wir eine alte Frau mit Strickzeug sitzen. Sie trägt Alltagskleidung, auf dem Tisch vor ihr liegen zwei frisch gebackene drýlar* und eine Bibel. Man kann sich den Duft des frischen Brotes vorstellen, das Geklapper der Stricknadeln und das sanfte Schlurfen weicher skóleistar* über den Boden hören. Ein niedlicher Hund liegt zu ihren Füßen, an der Wand hängt ein Bild von Mutter Teresa, und durch das Küchenfenster sieht man eine wunderschöne Aussicht. Das Bild lässt sich zeitlich und örtlich genau bestimmen, es zeigt eine ganz bestimmte Küche in Yviri í Gjógv auf Eiði, von der man genau diesen Blick auf die Felsformation Risin og Kellingin hat. Es ist das Porträt einer realen Frau, die jeder im Ort kannte.

Auf dem anderen Bild werden wir ebenfalls in die gemütliche Küche einer alten Frau eingeladen. Die Frau wirkt ruhig und hat große und starke Arme und Hände. Sie trägt eine Schürze und ist dabei, ihrer Enkelin ein Stück Brot abzuschneiden. Wir sehen die Wange der Großmutter, während sie sich dem Enkelkind zuwendet. Die Verbindung zwischen diesen beiden steht im Mittelpunkt. Eine schwarze Bibel hebt sich deutlich vom hellen gelben Tisch ab, ganz rechts hinter der Frau ragt die Kante einer offenen Tür in den Raum und rahmt das Bild ein. Genau wie auf dem ersten Bild. Obwohl viele Dinge abgebildet sind, wirkt alles bemerkenswert ausgewogen. Die Komposition und die großen Farbflächen bilden ein Gleichgewicht, und die gedämpfte blaue Farbe in verschiedenen Nuancen verbindet Vordergrund und Hintergrund und fasst die Bilder zusammen. Dies scheint die Geborgenheit und Ruhe, die sie ausstrahlen, zu unterstreichen.

Alte Frauen sind eines der Hauptmotive in Sigrun Gunnarsdóttirs Kunst, die sie in knapp zwei Jahrzehnten in verschiedenen Versionen gemalt hat. Hier hat Sigrun ihre Mutter bzw. Großmutter porträtiert, doch durch die präzise und schlichte Ausdrucksweise wird das Bildmotiv auch allgemein menschlich – zu einer Schilderung eines Archetypus, der auch auf der anderen Seite der Erde einen Widerhall finden kann. Die treusorgende und weise Mutter, gehärtet von den Kämpfen des Lebens, unerschütterlich im Glauben an einen größeren Zusammenhang. Ein Mut machendes Bild angesichts des egozentrischen Individualismus der heutigen Zeit.

Das Motiv der Mutter des Künstlers ist wohlbekannt. In der färöischen Kunstgeschichte gibt es Beispiele wie das Bildnis meiner Mutter von Sámal Joensen-Mikines von 1934, das Porträt, Mutter, ca. 1955 von Ruth Smith, Meine Mutter, das Ingálvur av Reyni 1971 malte, und Die Mutter des Künstlers, ein Werk von Zacharias Heinesen von 1992. Ganz unterschiedliche und innige Schilderungen in expressivem, naturalistischem oder form- und farbexperimentellem Stil. Sigrun Gunnarsdóttir leistet einen ganz anderen Beitrag zur färöischen Kunstgeschichte, ihr Stil ist einfach – naivistisch, wenn man so will – und symbolisch.

Sigrun Gunnarsdóttirs Bilder erzählen Geschichten. Neben den Motiven komponiert sie ihre Bilder aus Symbolen, Zitaten und anderen erzählenden und alltäglichen Dingen. Und wie es für Sigrun typisch ist, bildet der christliche Glaube oft den Ausgangpunkt. Wir erkennen ihre Symbole wieder, weil sie von einem Bild ins nächste wandern. Und ob die Symbole nun aus dem Christentum stammen oder allgemeinerer Natur sind, so erhalten sie im Kontext – und natürlich in der Interaktion mit dem Betrachter – ihre jeweilige Bedeutung. Als Beispiel können wir die Tür nennen, die auf den Übergang vom irdischen Leben in die unbekannte Welt auf der anderen Seite der Tür hinweist, denn das Leben dieser alten Frauen neigt sich dem Ende zu. Wenn man das erste Bild genau betrachtet, sieht man einen winzigen Vogel auf dem Boden zwischen der Frau und dem Hund sitzen, der den Vogel still anblickt. Er ist ganz unscheinbar und fällt nicht weiter auf, ist aber ebenso wichtig wie der Rest. 

Quasi ein Echo des Zitates auf dem Bild von Mutter Teresa: „Be faithful in small things because it is in them that your strength lies.“ Und nicht zuletzt das Brot. Im Christentum steht das Brot u. a. für den Leib Christi, für das Teilen und für ganz konkrete, aber auch geistige Nahrung, wie es im Vaterunser heißt: „Unser täglich Brot gibt uns heute“. 

Sigrun Gunnarsdóttirs Werke handeln von allem Menschlichen, und hier kann das Brot ganz einfach etwas so Grundlegendes bedeuten wie das Bedürfnis nach geistiger Nahrung, das uns Menschen gemeinsam ist. Das zweite Bild heißt nämlich Das Brot, das den Hunger stillt (2014), und hier wird die Nähe zwischen den Generationen angesprochen. Das Bild stellt Fragen zur Erinnerung, was es bedeutet, sich zu Hause zu fühlen, und über die Stimme und was sie mit sich bringen kann. 

Mirjam Joensen
Kunsthistorikerin

* Ungesäuertes färöisches Brot in Zylinderform, das in der Pfanne und im Ofen gebacken wird
* Gestrickte Wollpantoffeln

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