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Sepac 2016. Ausgabetag: 22.02.2016. Werte: 17,00 kr. Nummer: FO 827 Briefmarkenformat: 43,0 x 24,4 mm. Fotos: Martin Sirkovsky. Drucktehnik: offsett. Druckerei: Cartor Security, Frankreich. Gebührensatz: Kleinbriefe nach Europa.

Sepac 2016 - Satz unt. 4-Blöcke pfr

Der Frühling kündigt sich auf den Färöern durch die Rückkehr des Austernfischers aus seinen Überwinterungsgebieten an.

Ausgabedatum: 22.02.2016
Artikelnr.: PPC000827
Wert: 68,00


Jahreszeiten

Eines Tages, meine Seele war so wintermüd,
ging ich zum Meer gen West;
da hörte ich dein „kliep“, den wohlbekannten Ruf,
du ersehnter Sommergast.

Winterstürme, Wind und Regen, das unbarmherzige Tosen des Meeres gegen die Küsten und schließlich die ewige Düsternis des Winters: Obwohl der lebensspendende Golfstrom hier draußen im Nordatlantik von den Temperaturen her für verhältnismäßig milde Winter sorgt und wir selten unter extremen Kältegraden zu leiden haben, ist der Winter dennoch eine harte Jahreszeit, die überstanden werden muss. Regen, Schnee und Hagel in Kombination mit den rauen Winden des Atlantiks und der langen Dunkelheit setzen wohl den meisten zu.

Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass der färöische Probst, Nationalist und Dichter Jákup Dahl (1878 - 1944), vermutlich auf einem Spaziergang in seinem Heimatort Vágur, durch den Ruf des Austernfischers (Haematopus ostralegus) aus der düsteren Stimmung gerissen und zum Text eines der meistgeliebten färöischen Lieder inspiriert wurde: „Tjaldur, ver vælkomið“ – eine Begrüßungshymne für den Nationalvogel der Färöer.

Der Frühling kündigt sich auf den Färöern nämlich bereits vor seiner rein physischen Manifestation durch die Rückkehr des Austernfischers aus seinen Überwinterungsgebieten auf den Britischen Inseln und an der französischen Atlantikküste an. Die symbolische Bedeutung der Ankunft gerade dieses Vogels ist nicht nur kulturbedingt. Der erste Ruf des Austernfischers, das typische „kliep, kliep“, spricht auch die Instinkte an - den Computer im Unterbewusstsein, der die kleinen Vorboten eines anstehenden Wandels registriert und kombiniert. Ebenso wie der Anblick der ersten Lämmer auf der Weide einige Monate später ist der erste Ruf des Austernfischers etwas, das man sich zu Herzen nimmt und auf das man andere aufmerksam macht.

Auch wenn also die Winterstürme nicht unbedingt überstanden sind, feiert man am Tag des St. Gregor am 12. März die Ankunft des Austernfischers und den baldigen Beginn des Frühlings. Die Pfadfinder marschieren, auf großen Volksversammlungen werden Frühlingsreden gehalten, und man singt Dahls Lied vom sehnlichst erwarteten Sommergast.

In den nächsten Monaten entschwindet der Geist des Winters aus der rauen Landschaft. Bereits neun Tage nach dem Tag des St. Gregor ist Frühjahrs-Tagundnachtgleiche, und das Licht nimmt zu, bis es zur Sommersonnenwende so dominierend ist, dass die Nacht auf einen diffusen Schatten ihrer selbst reduziert wird. Langsam wechseln die Inseln ihre Farbe – die khakibraune Tracht des Winters wird zu einer Orgie in Grün. Entlang der zahllosen Bäche auf den Wiesen breitet sich die Sumpfdotterblume (Caltha palustris L) in breiten, zitronengelben Gürteln aus – die Nationalblume, die die Färinger beinahe genauso sehr lieben wie den Austernfischer.

Nun ist Hochsommer, und die Natur nutzt die vielen hellen Stunden in vollen Zügen. Auf den Weiden grasen Schafe und Lämmer, während der Austernfischer und die anderen Vögel vollauf damit beschäftigt sind, zu brüten und ihre Jungen zu füttern. Auf den Wiesen wogt das saftige Gras im sanften Wind, auf den trägen Wellen der Fjorde und Meerengen dümpeln die Eiderenten mit ihren robusten Küken. Der eine oder andere Tourist blickt verwirrt um sich, wenn er abends um 23 Uhr noch spielende Kinder hört. Überhaupt tragen die Geräusche weit in den hellen Abendstunden, wenn sich der Lärm des Alltags gelegt hat; die Schreie der Seevögel, die Rufe und Warnungen der Watvögel und der Gesang der Kleinvögel in Gärten und Wiesen. Es ist die Zeit der Freude, die Zeit der Kinder, der Ortsfeste und der Festivals.

Nach der letzten großen Feier, dem Nationalfest Ólavsøka Ende Juli, kommt die nächste große Veränderung auf die Kulturlandschaft zu. Bauern und Hobbylandwirte müssen das Winterfutter für ihre Schafe und Rinder einbringen und beginnen mit dem Mähen der Wiesen. Langsam, aber sicher erscheinen immer mehr helle Rechtecke an den Hängen, bis die Wiesenflächen zuletzt einem überdimensionalen Flickenteppich gleichen. Die Landschaft verliert ihre frische grüne Farbe – und draußen im Atlantik rollen die ersten Sturmtiefs auf die Inseln zu. Die Gärten in den Orten wechseln ihre Farbe. Büsche und Bäume werden zuerst gelb, dann rot und braun. Der Herbst ist gekommen, und die Natur begibt sich langsam zur Ruhe.

Im September beginnen die Austernfischer sich in großen Scharen am Strand zu versammeln, und um die „zweite Marienmesse“ Mitte des Monats breiten die ersten ihre Schwingen aus und begeben sich auf die lange Reise zu den Britischen Inseln und an die französische Atlantikküste.

Das ist die Zeit der Wehmut, der Beginn des Winters, wenn die letzten Austernfischer nach Südosten ziehen. Vor den Menschen liegen nun stürmische Monate mit Regen und Schnee.

Doch das ist der Preis für das Leben auf diesen schönen und zugleich rauen Inseln. Wir zahlen ihn gern, denn wir wissen, früher oder später wird das „kliep, kliep“ des Austernfischers wieder das Nahen des Frühlings ankündigen!

 

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