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Ausgabetag: 20.02.2023. Werte: 61,00 DKK. Nummer: FO 992. Briefmarkenformat: 30 x 40 mm. Format, Block: 84 x 64 mm. Foto: Jákup Brúsá. Drucktechnik: offset. Druckerei: Bpost, Belgien. Gebührensatz: Brief innerhalb der Färöer, 0-100 g.

Sornfelli vor 60 Jahren - Block postfr.

Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Färöer von Großbritannien besetzt.

Ausgabedatum: 20.02.2023
Artikelnr.: PPS000223
Wert: 61,00


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Die Färöer im Kalten Krieg
- Sornfelli vor 60 Jahren


Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Färöer von Großbritannien besetzt. Im Laufe des Krieges legten die Briten einen Militärflughafen bei Sørvágur auf Vágar an sowie verteilt auf den Inseln mehrere Radarstationen, die die Gewässer und den Luftraum rund um die Färöer überwachten.

Die färöischen Radarstationen spielten eine wichtige Rolle für die arktischen Versorgungskonvois, mit denen vor allem amerikanisches Kriegsmaterial zu den sowjetischen Hafenstädten Murmansk und Arkhangelsk transportiert wurde.
Die Briten richteten auch eine sogenannte LORAN-Sendestation (Long Range Navigation) in Vágur auf Suðuroy ein, um auf dem Meer und im Luftraum genauer navigieren zu können.

Nach dem Krieg erhielt Dänemark das Souveränitätsrecht über die Färöer und Grönland zurück (Island hatte sich bereits 1944 ganz von Dänemark losgelöst). Die USA zeigten Interesse und boten die Übernahme des Betriebs der LORAN-Station auf den Färöern an. Aber Dänemark, klüger geworden nach ungünstigen Verträgen über die amerikanische Militärpräsenz auf Grönland, lehnte das Angebot ab und entschied, die Station 1946 selbst zu bemannen, obwohl man nicht über qualifiziertes Personal für diese Aufgabe verfügte.

Volksabstimmung 1946 – Autonomiegesetz von 1948
Dänemark erkannte, dass sich das Verhältnis zwischen Dänemark und den Färöern durch die Trennung während des Krieges verändert hatte. Im Laufe der fünfjährigen britischen Okkupation war der Wunsch nach einer größeren Selbstbestimmung auf den Inseln stärker geworden, und direkt nach Kriegsende wurden daher Verhandlungen über die künftige Stellung der Färöer im dänischen Reich und die politischen Befugnisse eingeleitet. Die Verhandlungen zogen sich hin, ohne dass sich die Parteien einigen konnten – auch untereinander waren die Färinger geteilter Meinung. Dänemark formulierte daher einen Vorschlag für eine Selbstverwaltung, der dem Løgting vorgelegt wurde. Doch selbst dann gelangte man nicht zur Einigkeit. Als Konsequenz setzte das färöische Parlament 1946 daher eine Volksabstimmung über die Frage an, ob die Färinger eine größere Autonomie oder eine Trennung von Dänemark wollten. Die Abstimmung ergab eine knappe Mehrheit für die Unabhängigkeit, wurde jedoch schnell von der dänischen Regierung annulliert. Stattdessen führte man 1948 das Autonomiegesetz ein, das größere Befugnisse für das färöische Løgting und die Landesregierung beinhaltete.

Als Dänemark 1949 Mitglied des Verteidigungsbündnisses NATO wurde, wurden die Färöer und Grönland automatisch Mitglieder. Das weckte auf den Färöern einiges Unbehagen. Doch auf die Frage des färöischen Abgeordneten Poul Niclassen, inwieweit damit die Vorlagepflicht der dänischen Regierung gegenüber dem Løgting in Bezug auf den Abschluss zwischenstaatlicher Verträge verletzt worden war, antwortete Premierminister Hans Hedtoft, es handele sich um ein politisches Traktat, das nicht unter die im Autonomiegesetz aufgeführte Vorlagepflicht fiele.

Dänemark verfügte nicht über die militärischen Ressourcen, um die nordatlantischen Teile des Reichs effektiv verteidigen zu können. Die Verteidigung der Färöer und Grönlands wurde daher SACLANT unterstellt, dem Atlantikkommando der NATO in den USA. Im Kriegsfall würden Truppen aus Großbritannien die direkte Verteidigung der Färöer übernehmen.

Færøernes Kommando
Zur Überwachung der Hoheitsgewässer, für den Fischereischutz und die Seenotrettung auf den Färöern richtete die dänische Marine 1951 den Marinedistrikt Färöer ein, aus dem später Færøernes Kommando wurde. Diese Aufgaben wurden zunächst mit den Schiffen bewältigt, über die man bereits verfügte. 1963 erhielt die Marine jedoch neue Fischereischutzboote der Thetis-Klasse, die speziell für nordatlantische Verhältnisse gebaut und mit Alouette-Hubschrauber ausgestattet waren. Gleichzeitig wurde die neue Marinestation bei Hoyvíkstjørn am Rand von Tórshavn gebaut und 1965 in Betrieb genommen.

Das Interesse der NATO an den Färöern war in den ersten Jahren begrenzt. NATO-Flugzeuge konnten den Flughafen Vágar für Notlandungen nutzen, und der große Fjord Skálafjørður würde im Kriegsfall als Ankerplatz für NATO-Schiffe und U-Boote dienen.

LORAN C und Polaris-Raketen 
Doch im Laufe der fünfziger Jahre und im Takt mit dem Technologiefortschritt im Kalten Krieg veränderte sich die strategische und taktische Bedeutung der Färöer aufgrund ihrer Lage mitten im Nordatlantik zwischen den beiden Hauptakteuren des Kalten Krieges, den USA und der Sowjetunion. Das Machtspiel der Supermächte entspann sich auf zahlreichen Ebenen: an Land, zur See und in der Luft. Der verstärkte militärische Verkehr erforderte Koordination und präzise Positionsbestimmungen. Ende des Jahrzehnts legte die US Coast Guard daher in aller Welt 30 LORAN-C-Sendestationen an. Eine dieser Anlagen war die Sendestation in Eiði im Norden von Eysturoy, die 1960 in Betrieb genommen wurde. Der Sender wurde mit Genehmigung der dänischen Regierung eingerichtet, von der US Coast Guard finanziert und von der dänischen Leuchtturmbehörde betrieben.

LORAN C Eiði mit seinem 190 Meter hohen Sendemast war ein Hauptsender, der unterstützt von im Nordatlantik verteilten Nebensendern eine erhebliche Verbesserung der Navigation und Positionsbestimmung für die NATO-Flotteneinheiten mit sich brachte, u. a. für Flugzeugträger, U-Boote und Militärflugzeuge. Besonders große Bedeutung hatte das System für die erste Generation der U-Boot-gestützten Polaris-Atomraketen, wegen deren begrenzter Reichweite die U-Boote im Europäischen Nordmeer operieren mussten, damit die Mittelstreckenraketen ihr Ziel in der Sowjetunion erreichen konnten.

Die militärische Bedeutung von LORAN C wurde jedoch schnell von der technischen Entwicklung eingeholt. Bessere Navigationssysteme, Satellitennavigation wie der militärische Vorgänger unserer heutigen GPS-Navigation waren genauer. Hinzu kam, dass die neueren Generationen der Polaris-Rakete eine doppelt so große Reichweite hatten, so dass die Polaris-U-Boote aus größeren Entfernungen als im Nordmeer eingesetzt werden konnten.

Radarstation auf dem Sornfelli
1963 konnten die Färinger feststellen, dass der Berg Sornfelli, der über dem Ende des Kaldbaksfjords nördlich von Tórshavn thront, auf seinem Gipfel mit zwei merkwürdig aussehenden weißen Kuppeln versehen worden war. Nach dreijähriger Bauzeit war die Radarstation auf dem Sornfelli mit der offiziellen Bezeichnung NATO Early Warning Station Site 09 endlich fertig.

In der einen Kuppel stand ein großer Horizontalradar und in der anderen ein ebenso großer Vertikalradar. 80 Meter tief im Berg selbst war ein Operationsbunker gebohrt worden, mit einem Schacht hinauf zu den zwei Radareinheiten, die den Radarbedienern zusammen ein dreidimensionales Lagebild von den nordatlantischen Gewässern und dem Luftraum vermittelten.

Weiter unten am Hang im „Nebeltal“ (Mjørkadalur) oberhalb von Kaldbaksbotnur baute man ein Verwaltungs- und Wohngebäude, das 1964 fertiggestellt wurde. Der Komplex hieß Flyvestation Thorshavn und unterstand der dänischen Luftwaffe, die für den Betrieb der Anlagen in der Station Sornfelli zuständig war. Der Vertrag mit der NATO beinhaltete, dass Personal, Radarbediener, Techniker und Wartungsmannschaft dänisch sein sollten, obwohl die Radarstation explizit ein NATO-Projekt war. Aus unerfindlichen Gründen glaubte die dänische Regierung, dass dies das Vorhandensein der Radarstation für die färöische Bevölkerung leichter verdaulich machen würde.

Frühwarnsystem – aber für wen?
Aus der gängigen Literatur über die Radarstation auf dem Sornfelli geht hervor, dass diese eine Verlängerung der amerikanisch-kanadischen Frühwarnkette Distant Early Warning Line war, die die USA vor Angriffen durch sowjetische Bomber warnen sollte. In einem Artikel in der Zeitschrift Internasjonal Politik - Skandinavisk tidsskrift for internasjonale studier vom September 2020 macht der Militäranalytiker Esben Salling Larsen von der dänischen Militärakademie allerdings darauf aufmerksam, dass dies nicht unbedingt der Fall war.
Salling weist nach, dass Sornfelli in amerikanischen Quellen über die DEW Line nicht als Glied der Kette aufgeführt wird. Von 1961 bis 1965 wurde die DEW Line durch die ständige Anwesenheit von vier Kriegsschiffen mit Radar und vier Radarüberwachungsflugzeugen in der GIUK-Lücke, einer gedachten Linie von Grönland über Island bis Schottland, verlängert. Doch Sornfelli war, wie gesagt, kein Teil dieser Verlängerung.

Salling weist ferner nach, dass die Radarstation laut NATO-Quellen als Komponente des Luftverteidigungssystems NATO Air Defence Ground Environment (NADGE) eingerichtet wurde, einer Kette von Luftraumüberwachungsradars und Kontrollstationen, die man entlang der NATO-Außengrenze zur Sowjetunion von Norwegen bis zur Türkei anlegte. Dieses System sollte vor taktischen Angriffen gegen NATO-Truppen und  Gebiete in Europa warnen. Im Rahmen dieser Erweiterung des Frühwarnnetzes der NATO war die Station auf dem Sornfelli eine der Anlagen, die erst gebaut werden mussten.

Zur selben Zeit wurde der färöische Luftraum im NATO-Zusammenhang vom NATO-Oberkommandierenden in Europa (SACEUR) übernommen, während der Oberkommandierende im Atlantik (SACLANT) weiterhin die militärische Verantwortung für die Gewässer um die Färöer trug.

Die Radarstation Sornfelli gehörte somit zum europäischen Abwehrsystem von Marine und Luftwaffe, das die U-Bootabwehr sowie den Kampf gegen die zum Schutz der U-Boote eingesetzten sowjetischen Schiffe und Luftwaffeneinheiten unterstützen sollte. Überwacht werden sollten auch Marschflugkörper und Seezielflugkörper mit niedriger Flughöhe, die Schiffe und Flugzeuge der NATO bedrohten. Nachdem die Radarstation in den achtziger Jahren ein neues dreidimensionales Radarsystem erhielt und die Möglichkeit, Radarbilder von NATO-Radarflugzeugen zu empfangen und weiterzusenden, konnte man Raketen erfassen, die unter dem Radar flogen. Dadurch wurde die Station ein wesentliches Element der elektronischen Kriegsführung und konnte als Teil des NADGE-Systems laut Salling taktische Operationen hoher Priorität unterstützen.

Wegen der augenscheinlichen Beendigung des Kalten Krieges Ende der neunziger Jahre wurde die Radarstation auf dem Sornfelli 2007 geschlossen.

Inzwischen gibt es Pläne für ihre Wiedereröffnung – aber das ist eine andere Geschichte.

Anker Eli Petersen
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