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Die Völuspá (Der Seherin Weissagung), das bekannteste und zentralste der altnordischen Götterlieder
Ausgabedatum: 24.02.2003
Artikelnr.: PPS990203
Wert: 65,00
Am 24. Februar
2003 gibt das Postverk Føroya einen aus 10 Briefmarken mit einem jeweiligen
Nennwert von DKK 6,50 bestehenden Kleinbogen heraus. Sämtliche Briefmarken sind mit verschiedenen
Motiven der altnordischen Völuspá (Der Seherin Weissagung) versehen, die vom
graphischen Künstler Anker Eli Petersen hervorgebracht worden sind.
Anläßlich der
Herausgabe werden auf der thematischen Datenbank www.tjatsi.fo
ausführliche Interpretationen sowie neue Prosaübersetzungen des Lieds in
färöischer, dänischer, englischer und deutscher Sprache zu finden sein.
Gehör heisch ich
heilger Sippen,
hoher und niedrer
Heimdallssöhne;
du willst, Walvater,
das wohl ich künde,
was alter Mären
der Menschen ich weiß.
So wird die
Völuspá (Der Seherin Weissagung), das bekannteste und zentralste der
altnordischen Götterlieder eingeleitet. Von diesem Lied gibt es zwei
vollständige Versionen, eine im sogenannten „Königsbuch“ Codex Regius und eine
im Hauksbók. Die beiden Versionen
unterscheiden sich nur wenig voneinander, z.B. durch geringfügige Unterschiede
der Schreibweise und durch das Auslassen verschiedener Strophen. Aus diesem
Grund wird in der Regel ein normalisierter Text verwendet, bei dem die Mängel
der einen Version durch die andere Version vervollständigt werden.
Das Ergebnis ist
die bekannte Ausgabe der Völuspá mit 66 Strophen, die in der Strophenform
fornyrdislag (alliterierende Stabreimen) geschrieben ist.
Das, wodurch sich
die Völuspá insbesondere von den meisten Götterliedern unterscheidet, ist, daß
es sich hierbei nicht um eine bloße Aufzählung verschiedener religiöser
Elemente handelt, sondern um einen einigermaßen zusammenhängenden Ablauf von
Handlungen von Anfang bis Ende.
Mehrere
Götterlieder?
Über den Ort und
den Zeitpunkt der Entstehung der Völuspá herrscht keine vollständige Einigkeit.
Eine qualifizierte Mutmaßung geht jedoch darauf hinaus, daß sie Ende des 10.
Jahrhunderts, also kurz vor der Christianisierung der Insel, auf Island
zusammengestellt wurde.
Die Unsicherheit
ist jedoch darauf zurückzuführen, daß einige Teile der Völuspá älter vorkommen
als andere. Dieser Umstand und Variationen der Erzählhaltung deuten darauf hin,
daß das Lied aus mehreren älteren mythischen Liedern zusammengesetzt ist.
Der
reorganisierte Text von Bugge
Eine der
wichtigen Fragen, wenn es auf die Völuspá ankommt, ist diese: Wem erzählt die
Seherin eigentlich ihre Vision? Obwohl
sie anfangs von den ”heiligen Sippen”, d.h. der Menschheit Aufmerksamkeit
fordert und mehrmals die Frage aufwirft - Versteht Ihr es nun, oder was? –
deuten mehrere fehlangebrachte Strophen im eigentlichen Lied darauf hin, daß
die Völuspá, wie andere nordische Lieder auch, eine epische Einleitung gehabt
hat. Das hat den norwegischen Philologen Sophus Bugge (1833-1907) dazu bewegt,
eine Reorganisierung des Textes vorzuschlagen, bei der er die Strophen 22, 28
und 29 an den Anfang des Liedes versetzt hat.
Es muß jedoch
darauf hingewiesen werden, daß diese Reorganisierung, wie logisch sie auch
erscheinen mag, bedeutet, daß die chronologische Ordnung der Originaltexte
abgeändert worden ist.
Völuspá
Bei der
Interpretation von Bugge begann das Lied mit einer Vorstellung der Völva und
Zauberin Heid, die während einer ihrer einsamen Séancen von dem vornehmsten der
Asengötter Odin besucht wird. Die alte Gottheit versetzt sie in die Lage, in
die verschiedenen Welten hineinzusehen.
Die Seherin
erzählt hier zunächst von der Schöpfung, vom Anfang der Zeit in der mythischen
Leere Ginnungagap, von dem Entstehen der Elemente und davon, wie es den Göttern
gelang, Ordnung in das Universum zu bringen.
Nach einem
kleinen Abstecher, bei dem die Seherin von der Schöpfung der Zwerge berichtet,
berichtet sie weiter, wie die ersten Menschen geschaffen wurden und von den
Nornen, den Schicksalsgottheiten, die sich an einer der Wurzeln des Weltbaumes,
der Esche Yggdrasil befinden.
Danach folgt eine
Beschreibung des ersten Krieges in der Welt, bei dem sich die beiden
Götterfamilien, die Asen und Vanen, wegen des Mordes an der mystischen Gullweig
in die Haare gerieten.
Der zweite Teil
der Völuspá wird mit der Ermordung des heiteren und gutherzigen Baldurs
eingeleitet. Diese Untat ist die Einleitung einer Reihe gewaltsamer Handlungen,
die in der Schicksalsschlacht, dem Ragnarök gipfeln, bei der Götter und Riesen
einander töten. Ragnarök ist der Weltuntergang, bei dem die Erde ins Meer
versinkt und die Welt zur vollständigen Finsternis des Chaos zurückkehrt. Der
Seherein zufolge wird sich jedoch eine neue Welt aus den Wellen erheben, auf
der Baldur und sein Töter, Hödur, herrschen werden. Ein neues goldenes
Zeitalter für Götter und Menschen beginnt. Um jedoch zu betonen, daß sich alles
im Kreise dreht, fliegt die häßliche Schlange Nidhögg am Horizont, als
Vorwarnung, daß auch die kommende Welt zu Untergang und Tod verurteilt ist.