Das Kirchengestühl von Kirkjubøur - 3. Serie - FR 379-82
Bereits
zweimal hat die färöische Post Briefmarken mit Gestühlwangen der Olavskirche in
Kirkjubøur herausgegeben. Die erste Serie mit vier Briefmarken kam am 6.
Oktober 1980 heraus. Die zweite Serie - ebenfalls vier Briefmarken - erschien
am 30. Januar 1984.
Es gibt insgesamt 14 Gestühlwangen, die alle aus Kiefernholz geschnitzt sind.
Elf der Wangen bilden eine sogenannte Apostelreihe, d.h. auf ihnen sind elf der
zwölf Apostel abgebildet. Die drei übrigen Wangen zeigen andere biblische
Personen. Neben den Gestühlwangen gibt es auch ein Paar Pultwangen, die von
innen und außen verziert sind, sowie ein Paar Wangen mit verzierter Außenseite.
Eine der Gestühlwangen trägt das Wappenzeichen des Unionskönigs Erich von
Pommern und seiner Königin Filippa. Da das Königspaar 1406 vermählt wurde und
Königin Filippa 1430 starb, ist anzunehmen, daß die Gestühlwangen aus diesem
Zeitraum stammen.
Die Wangen auf den Briefmarken stammen aus der Apostelreihe. Der Zahn der Zeit
hat seine Spuren auf den Schnitzereien hinterlassen, so daß sich zwei von ihnen
(FR381 und FR382) nicht mehr identifizieren lassen.
Beide werden mit einem Buch in der linken bzw. rechten Hand abgebildet, woraus
sich schließen läßt, daß es sich um zwei Apostel handelt, denn das Buch gilt
als gemeinsames Apostelattribut. Der Inschrift auf dem Schriftband war
ursprünglich zweifellos zu entnehmen, um welche Apostel es sich handelt.
Das Wappenschild oben ist leer, hier waren jedoch vermutlich die ursprünglichen
Details des Wappens aufgemalt.
Auf der Marke FR379 ist der Apostel Andreas mit einem Kreuz in seiner rechten
Hand abgebildet. Andreas und sein Bruder Simon Petrus waren dem Johannes- und
dem Matthäusevangelium zufolge die ersten Jünger Jesu. Nach der Legende wurde
Andreas an einem Kreuz dieser Art gekreuzigt, weshalb diese Kreuzform den Namen
Andreaskreuz erhalten hat.
Oben sieht man ein Wappenschild mit einem Bischofsstab, der durch einen Balken
gesteckt ist. Das Wappen ist nicht identifiziert, es handelt sich vermutlich
jedoch um ein Kirchen- oder Bischofswappen.
Der Apostel Bartholomäus, der der Legende nach den Märtyrertod erlitt, indem er
bei lebendigem Leibe enthäutet wurde, ist auf der Briefmarke FR380 abgebildet.
Er hält ein Messer in seiner linken Hand als Symbol seines barbarischen Todes.
Bartholomäus
galt im Spätmittelalter als Schutzheiliger der Fleischer und Gerber. Oben sieht
man ein Wappenschild mit zwei gekreuzten Bischofsstäben. Das Wappen ist nicht
identifiziert, doch auch hier handelt es sich vermutlich um ein Kirchen- oder
Bischofswappen.
Man ist sich nicht völlig darüber einig, inwieweit die Gestühlwangen für die
relativ bescheidene Pfarrkirche in Kirkjubøur angefertigt wurden oder ob sie
vielleicht für die pompösere Magnuskathedrale gedacht waren, die im Volksmund
„Kirkjubøur-Mauer“ genannt wird und heute eine Ruine ist.
Die Wangen wurden 1875 nach einer umfassenden Renovierung der Olavskirche ins
Nationalmuseum nach Kopenhagen überführt. Viele Jahre bestand seitens der
Färöer der Wunsch, die Wangen wieder auf die Inseln zurückzuholen, und 1977 gab
die dänische Regierung die Zusage, daß die Wangen auf die Färöer-Inseln
zurückkehren könnten, sobald eine zufriedenstellende Aufbewahrung gewährleistet
sei. Das Gestühl wird voraussichtlich im Laufe des Jahres 2002 wieder auf den
Färöern sein.